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Programm 1: The Man Who Envied Women

Filmstill aus dem Film „The Man Who Envied Women“ von Yvonne Rainer. Eine Frau stützt sich auf einem Tisch ab und küsst einen Mann, welcher sie im Arm hält. Auf dem Tisch liegt eine Holzente in einem Eimer und eine Suppenkelle. Im Hintergrund ein Zimmer mit Stühlen, Raumtrennern und einem Bücherregal.
© Yvonne Rainer

Fr 17.02.
10:00

Yvonne Rainer konstruiert um das Thema einer zerbrochenen Ehe eine bösartig komische Geschichte über den selbstgefälligen Frauenhelden Jack Deller. In einem Sessel vor der Kamera sitzend, räsoniert er über Frauen, deren fehlende Präsenz im Bild den Film durchzieht. Auf der Tonspur hören wir ihre abwechselnd wütenden oder lakonischen Fragen und Kommentare, die den selbstgewissen Diskurs Dellers sowohl unterstreichen als auch unterwandern. Ort und Fluchtpunkt seiner oft lächerlich anmutenden Rede werden zunehmend fragwürdiger: Scheint er in der Eingangsszene noch von einem Sessel aus seinen Analytiker anzusprechen, („Doktor, ich erzähle Ihnen alles, was Sie über mein Sexualleben wissen wollen“), spricht er danach vor einer Leinwand, auf die Filmausschnitte projiziert werden. Die Figur Dellers wird zwischen zwei Darstellern aufgeteilt und so zu einem doppelten Problemfall. Die Sprechakte speisen sich aus gefundenen Texten aus Film- und Alltagskultur, poststrukturalistischer, psychoanalytischer und feministischer Theorie. Über das Thema der gescheiterten (heterosexuellen) Beziehung hinaus werden weitere Konfliktfelder erkundet – Wohnungsnot und Gentrifizierung im New York der 1980er-Jahre, das Recht auf Abtreibung, gewalttätige Machenschaften der USA in Lateinamerika. Mittels einer nicht enden wollenden Collage aus widersprüchlichen Bedeutungsebenen werden immer wieder neue Zusammenhänge hergestellt. „Rainer bemüht sich nicht um irgendeine wohlerzogene Korrektheit oder eine meisterhafte, väterliche Vorstellung von ,transzendenter intellektueller Klarheit‘; vielmehr neigt sie zu einer Art Taumelprozess, einem Ungleichgewicht von Macht, Sprache und Körper.“ (Barbara Kruger, Artforum 1986)

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